Allegro

Allegro

Hersteller: Cycles Allegro Grandjean S.A.
Ort: Region Neuchâtel
Produktion: 1914 – ?

 

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Kategorie:

Beschreibung

Inserat von 1925

Der Markenname Allegro wurde 1914 von Arnold Grandjean für die in seiner Werkstatt in Fleurier gebauten Fahrräder eingeführt. Der Sohn eines Uhrmachers machte sich bereits zuvor im Radrennsport einen Namen. Um seinen Wirkungskreis über das Val de Tavers auszuweiten verlegte er die Werkstatt 1916 in ein Ladenlokal in der Rue St-Honoré in Neuchâtel. Zur Gründung eines Engros-Handels von Fahrrädern und Teilen mietete er bald auch geräumige Lokalitäten in der Rue du Musée. Die erste Fabrik richtete er 1923 ebenfalls in Neuchâtel ein, wo fortan auch Motorräder gefertigt wurden. Zur steigenden Bekanntheit der Marke trugen bedeutende Erfolge des eigenen Teams im nationalen und internationalen Radrennsport bei, unter anderem mehrere Siege an der Tour de Suisse.

Bilder von zwei Rennvelos aus den 1930er-Jahren finden Sie hier und hier.

Markenschild, ca. 1940 (Bildquelle: www.fahrrad-wiki.de)

Im Jahr 1939 feierte das Unternehmen seinen 25. Geburtstag sowie bald darauf den 50. seines Patrons Arnold Grandjean. Zu diesem Zeitpunkt war Allegro mit einer Fertigungskapazität von über 20’000 Fahrrädern zum womöglich grössten Fahrradhersteller der Schweiz avanciert. In der Fertigung wurden dazu etwa 200 Menschen beschäftigt, der Absatz erfolgte über mehr als 500 Vertriebspartner im In- und Ausland, darunter exklusive Verkaufsstellen, die durch Mitglieder der Familie Grandjean geführt wurden.

Einen Katalog der Marke aus den 1940er-Jahren finden Sie hier.

Direktor Arnold Grandjean

Des Werk in Neuchâtel in einem Inserat von 1938

 

 

 

 

 

 

Der zweite Weltkrieg setzte dem Wachstum des Unternehmens vorerst Grenzen: Aufgrund der unzureichenden Versorgung mit Fahrzeugteilen musste die Montage von Motorrädern aufgegeben werden und wegen der Ausfuhrbeschränkungen waren Exporte kaum mehr möglich. In der Nachkriegszeit konnte das Unternehmen aber rasch an frühere unternehmerische und sportliche Erfolge anknüpfen.

Mit den 1950er-Jahre begann die goldene Ära des schweizerischen Fahrradbaus. Neben technischen Finessen tat sich Allegro mit besonderen Rahmenlackierungen hervor, die sich etwa durch aufwändige Farbverläufe, filigrane Zierstreifen, grafische Verzierungen und schön gestalteten Aufschriften auszeichneten.

Inserat von 1957

Tour de Suisse 1955

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Produkte des Hauses Grandjean fanden Abnehmerinnen und Abnehmer in ganz Europa und darüber hinaus. Exportiert wurden die Räder auch zu Hunderten in die USA, oft medienwirksam und schnell per Swissair-Flug. 1960 wurde eine moderne Fabrik in Marin eingeweiht, mit der Allegro seine Position als einer der grössten Fahrradhersteller des Landes konsolidierte.

Bilder von Velos aus dieser Zeit finden Sie hier und hier.

Verlad von Allegro-Velos 1961

Inserat von 1963

Inserat von 1969

 

 

 

 

 

 

 

Inserat aus den 1970er-Jahren

In den 1970er-Jahren sicherte sich das Unternehmen das Lizenzrecht zur Nutzung des Namens Eddy Merckx auf seinen Rädern.

Spätestens ab 1980 hatte Allegro mit einer unzureichenden Auslastung der Produktion zu kämpfen. Unter dem Einfluss günstiger Importe, aber auch neuer Trends wie jenem zu Mountainbikes, verloren heimische Hersteller gegenüber der ausländischen Konkurrenz an Terrain. Allegro wurde 1989 vom grösseren Konkurrenten Mondia (Jerker, Haefeli & Cie AG, Balsthal) übernommen. Zu dieser Zeit wurden mit 40 Mitarbeitenden jährlich noch ca. 8’000 Fahrräder gefertigt. 1995 wurde die eigenständige Produktion zugunsten einer Zusammenlegung mit jener von Mondia in Balsthal geschlossen. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten musste Mondia die Marke aber nach wenigen Jahren einstellen und ging später selbst in Konkurs.

Inzwischen werden die Markenrechte von einem anderen Hersteller genutzt, dessen importierten Fahrräder bis auf die Aufschrift und das Logo nichts mit der ehemaligen Fahrradmarke Allegro zu tun haben.

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Quellen:
Schweizerisches Händler- und Mechaniker-Fachblatt Nr. 18 / 1958, S. 355-356
Webseite Swiss Bicycles, abgerufen am 18.12.2024
Artikel in der NZZ vom 19.02.2002